Prozessoptimierung im Pflegealltag
Inhalt
- Ausgangslage: Weniger Personal, mehr Aufgaben
- Mikro-Ineffizienzen erkennen: „Die 30-Sekunden-Fallen“
- Produkt- und Prozesshebel
- Mini-Business-Case (zum Nachrechnen)
- Hygiene & Qualität trotz Tempo
- Ambulant, mobil, ländlich: Bedarfe verschieben sich
- Handlungspaket für Beschaffung & Leitung (30–90 Tage)
- FAQ
- Quellen
1. Ausgangslage: Weniger Personal, mehr Aufgaben
Demografischer Wandel, Ambulantisierung und strukturelle Reformen erhöhen den Leistungsdruck. Gleichzeitig bleibt Personal knapp. Der Engpass in Pflege- und Praxisberufen ist in offiziellen Engpasslisten ausgewiesen; die Krankenhausreform (KHVVG) treibt Spezialisierung und Leistungsgruppendenken voran, während Personalengpässe Bettenkapazitäten limitieren (Überblick zur Reform/KHVVG, Engpassüberblick).
Konsequenz: Die verfügbare Zeit pro Patient:in sinkt. Reibungsarme PSA-Prozesse werden zum Produktivitätshebel – ohne den Versorgungsstandard zu kompromittieren.
2. Mikro-Ineffizienzen erkennen: „Die 30-Sekunden-Fallen“
2.1 Handschuhwechsel & Wegezeiten
Ungünstige Spenderposition, fehlende Einhand-Entnahme oder falscher Größenmix erzeugen Such- und Laufwege. Hygiene-Compliance hängt nachweislich von der Platzierung von Spenderpunkten ab; falsche Platzierung senkt die Nutzung und verlängert Wege. Für Handschuhe gilt analog: Point-of-Care-Nähe reduziert Wechselzeit.
Beleg: Hinweise aus der Händehygiene/KRINKO & Spenderausstattung (Spenderausstattung; Präparatespender)
AMPri-Empfehlung: Platzieren Sie Handschuhspender ergonomisch auf Ellbogenhöhe, direkt am Behandlungsplatz. Kombinieren Sie dies mit AMPri-Spendersystemen zur Einhand-Entnahme.
2.2 Verpackungsdesign & Entsorgung
Schwer zu öffnende Kartons, hoher Abfall oder Restmengen verlängern Prozesse. Verpackungen, die eine gezielte Greifrichtung unterstützen und Restmengen vermeiden, reduzieren Störungen—und damit auch Kreuzkontaminationsrisiken beim Nachgreifen.
Beleg: Übersicht zu Handschuhnormen/Leistungsanforderungen (z. B. EN 455/EN 374) zeigt, dass Qualität & Integrität Voraussetzung sind; Verpackung und Entnahme beeinflussen den Praxisfluss (Normenüberblick).
AMPri-Empfehlung: Setzen Sie auf 4 Elements oder Tutti Frutti mit sauberer Top- oder Side-Dispense-Öffnung. Das reduziert Fehlgriffe und Nachgreifen.
2.3 Fehlgriffe & Größenmangel
Fehlt die passende Größe am Platz, steigen Fehlgriffe und Wechseldauer. Zudem erhöhen sich Materialverbrauch und Reklamationen. Standardisierte Par-Levels pro Größe verhindern das.
Beleg: KRINKO & AWMF betonen korrekten Handschuhgebrauch in Kombination mit Händehygiene; falsche Anwendung und zu lange Tragezeiten erhöhen Perforations-/Kontaminationsrisiken (KRINKO 2016; AWMF 029-021).
3. Produkt- und Prozesshebel
3.1 Spendersysteme & Anordnung
- Multi-size sichtbar: Größen/Optionen klar erkennbar reduzieren Suchzeit.
- Greifrichtung & Einhand-Entnahme: Manschette zuerst, einzelne Entnahme.
- Point-of-Care-Position: Ellbogenhöhe, ohne Wegeunterbrechung.
Beleg zur Relevanz der Spenderplatzierung für Compliance und Prozesszeit: Spenderausstattung.
AMPri-Empfehlung: AMPri-Handschuhspender mit Einhand-Entnahme, direkt am Behandlungsplatz befestigt.
3.2 Verpackung & Nachfülllogik (Top- vs. Side-Dispense)
Top-Dispense eignet sich, wenn gezielt eine bestimmte Größe/Farbe schnell gegriffen werden soll (z. B. Größe je Behandler:in). Side-Dispense erlaubt den gleichzeitigen Zugriff auf alle Farben/Größen—ideal, wenn Mitarbeitende situativ wählen.
AMPri-Empfehlung: Unsere Nitrilhandschuhe 4 Elements und Tutti Frutti bieten beide Modi in einer Lösung—das senkt Wege- und Wechselzeiten spürbar.
3.3 Standardisierung & Schulung
- Par-Levels pro Größe (S–XL) je Behandlungsplatz, z. B. wöchentliches Replenishment.
- Einweisungsposter / SOP-Kurzleitfaden am Spender: Entnahmeschritte & Größenlogik.
- „Vorher–Nachher“-Pilot (1–2 Räume) mit Zeitmessung pro Handschuhwechsel.
Beispiel: Eine Zahnarztpraxis reduziert durch Spender-Umstellung & Par-Levels die Wechselzeit um Ø 12 Sek/Behandlung. Bei 20 Behandlungen/Tag = 4 Min/Tag; monatlich (20 AT) ≈ 80 Min.
4. Mini-Business-Case
Annahmen: 20 Behandlungen/Tag · 15 Sek Zeitersparnis pro Handschuhwechsel · 20 Arbeitstage/Monat · 240 Arbeitstage/Jahr · Stundensatz 40 €.
- Pro Tag: 20 × 15 Sek = 300 Sek = 5 Min
- Pro Monat (20 AT): 5 Min × 20 = 100 Min ≈ 1 h 40 min
- Pro Jahr (240 AT): 5 Min × 240 = 1 200 Min = 20 h ⇒ ~800 €
5. Hygiene & Qualität trotz Tempo
- Normen berücksichtigen: EN 455 (medizinische Einmalhandschuhe) & EN 374 (Schutz gegen Chemikalien/Mikroorganismen) bei Auswahl & Einkauf beachten.
- Händehygiene hat Priorität: Handschuhe ersetzen keine Händedesinfektion (KRINKO 2016, PDF; AWMF 029-021, PDF).
- Materialwahl & Hautverträglichkeit: Nitril ist latexfrei, reißfest und hautfreundlich; Tragedauer & Perforationsrisiko beachten (AWMF/KRINKO, s. o.).
AMPri-Empfehlung: Für sensible Haut & lange Tragedauer Peppermint Rosie Nitrilhandschuhe (komfortables Hautgefühl, farbcodiert für klare Zuordnung).
6. Ambulant, mobil, ländlich: Bedarfe verschieben sich
- Mobile Dienste/Hausbesuche: kompakte Verpackung, robuster Karton, flexible Größenwahl (Side-Dispense).
- Periphere Regionen: Tourenbelieferung, Konsignationslager, „Par-Level-Kits“ (Wochensatz pro Team).
7. Handlungspaket für Beschaffung & Leitung (30–90 Tage)
Woche 1–2: Ist-Analyse
- Wegezeiten, Entnahmepunkte & Größenmix erfassen (Beobachtung + Team-Interviews).
- „Heatmap“ der Laufwege skizzieren (Text/Skizze genügt, keine Bilder nötig).
Woche 3–6: Pilotzone einrichten
- 1–2 Räume auf Einhand-Spender + 4 Elements (Top/Side) umrüsten.
- Par-Levels je Größe definieren; Poster/SOP aushängen.
- KPI: Wechselzeit, Stockouts, Reklamationen, Abfallvolumen.
Woche 7–12: Roll-out + Schulung + KPI-Tracking
- Skalieren, wöchentlich KPI prüfen, Abweichungen korrigieren.
- Quartalsweise Review mit Leitung/Einkauf/Hygiene.
8. FAQ
Welche Spenderhöhe ist ergonomisch?
Ellbogenhöhe der Nutzer:innen, direkt im Sicht-/Greifbereich am Point-of-Care. So sind Einhand-Entnahme und kurzer Griffweg möglich.
Wie optimiere ich den Größenmix bei Nitrilhandschuhen?
Verbrauch 4–6 Wochen tracken, dann Par-Levels pro Größe je Raum definieren und wöchentlich nachfüllen. Farbcodes erleichtern die Zuordnung.
Top- vs. Side-Dispense: Wann was?
- Top-Dispense: gezielte, schnelle Entnahme einer Größe/Farbe.
- Side-Dispense: gleichzeitiger Zugriff auf alle Varianten – ideal für mobile/wechselnde Anforderungen.
Quellen
- KRINKO (RKI): Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens (2016), PDF: rki.de
- AWMF S1-Leitlinie 029-021: Anforderungen an Handschuhe zur Infektionsprophylaxe (2017/2019), PDF: awmf.org
- EN-Normenüberblick (u. a. EN 455, EN 374): DIN-EN Liste, Schutzhandschuh – Auswahl & Einsatz
- Reform-/Rahmenkontext & Engpasslage: KHVVG Überblick, Mangelberufe (BA-Engpassanalyse)